Über das Projekt

Das „Digitale Archiv der Reformation (DigiRef)“ ist ein Gemeinschaftsprojekt:

  • Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar
  • Hessischen Staatsarchiv Marburg
  • Landesarchiv Sachsen-Anhalt und der
  • Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.

Ziel des Projekts ist es, ausgewählte Quellen aus den mitteldeutschen Kernlandschaften der Reformation für eine breite Öffentlichkeit im Internet zugänglich zu machen. Die beteiligten Archive sind zentrale Anlaufstellen für die Erforschung der Reformation. Sie betreuen herausragende schriftliche Überlieferung gerade zu den Anfängen dieses gesamtgesellschaftlichen Erneuerungsprozesses.
 

Mit einem Ausstellungsmodul (Schaufenster) und einem Forschungsmodul (Visitationsprotokolle) richtet es sich sowohl an Bildungseinrichtungen, kirchliche Gruppen sowie interessierte Laien als auch an die Fachwissenschaft und die Orts- und Heimatforschung.
 

Die gemeinsame Präsentation im Internet ermöglicht es, Dokumente über die historisch und überlieferungsgeschichtlich gewachsenen Länder- und Archivgrenzen hinweg zusammenzuführen. Sie wurden hochauflösend digitalisiert, wissenschaftlich erschlossen und innerhalb des Reformationsportals Mitteldeutschland bereitgestellt.
 

Gefördert wurde das Projekt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie durch die beteiligten Bundesländer Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. 

Kooperationspartner waren darüber hinaus das Sächsische Staatsarchiv/Hauptstaatsarchiv Dresden, das Brandenburgische Landeshauptarchiv Potsdam und das Hessische Staatsarchiv Darmstadt.
Die englischen Übersetzungen wurden von der freien Übersetzerin Claudia Jones M.A. von clawitter-translations vorgenommen.

 

Weiterführende Informationen zum Projekt 
 

Dagmar Blaha: Das Digitale Archiv der Reformation (DigiRef). Ein Gemeinschaftsprojekt von Hessen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In: Archivnachrichten aus Hessen 14 (2014), Heft 1, S. 57-60. [PDF-Link]
 

Christoph Volkmar/Vicky Rothe: Schaufenster einer Zeitenwende. Das Digitale Archiv der Reformation. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt 27 (2015), S. 253-258. [PDF-Link]
 

Tagungsbericht zur Tagung „Reformation vor Ort. Zum Quellenwert von Visitationsprotokollen“ am 26. bis 27. November 2014 in Jena. [PDF-Link]
 

Tagungsband in Vorbereitung
Dagmar Blaha/Christopher Spehr (Hgg.): Reformation vor Ort. Zum Quellenwert von Visitationsprotokollen, Leipzig 2016.
 

Datengrundlage

Im Schaufenster werden ausgewählte Schlüsseldokumente zum Reformationsgeschehen im mitteldeutschen Raum präsentiert. Dafür wurden Schriftstücke mit herausragendem Quellenwert ausgewählt, deren Lektüre einen tieferen Einblick in die lokalen Verhältnisse, Ereignisse und in die Auseinandersetzungen mit der Reformation in Mitteldeutschland ermöglicht. 

Für die Transkriptionen gelten folgende, an die „Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte“ der AHF [1] angelehnte Editionsgrundsätze. Innerhalb der Dokumente wurden diese allgemeinen Abkürzungen verwendet.

Für das Forschungsmodul Visitationsprotokolle wurden 118 Archivalien aus dem mitteldeutschen Bereich ausgewählt. Die Protokolle stammen nicht nur aus den Beständen der drei an DigiRef beteiligten Archive, sondern auch aus dem Sächsischen Staatsarchiv/Hauptstaatsarchiv Dresden, dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt, den Thüringischen Staatsarchiven Gotha, Meiningen und Rudolstadt sowie dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam. Damit wird Beständeverlagerungen Rechnung getragen, die seit dem 16. Jahrhundert bis in die jüngste Vergangenheit erfolgten. Durch die Kooperation der Staatsarchive können wichtige Originalquellen für Mitteldeutschland auf in dieser Form bisher einmalige Weise miteinander verzahnt und überlieferungsgeschichtlich bedingte Trennungen überwunden werden. 

Das Interesse des Projekts richtet sich auf die Dokumentation lokaler Verhältnisse in den ersten Jahrzehnten nach der Reformation. Als „Protokoll“ wird folglich eine systematische Erfassung von Informationen zu den Pfarrorten verstanden. Die jeweiligen „Beiakten“, in denen sich die Anordnung und Durchführung von und Reaktionen auf Visitationen spiegeln, wurden zumeist ebensowenig berücksichtigt, wie Rechnungen und Inventare, die freilich ebenfalls vertiefte Einblicke sowohl in die örtlichen Verhältnisse als auch die Visitationspraxis geben können. 

Das Projekt erschließt für jedes Territorium die jeweils erste Visitation nach Einführung der Reformation. Damit wird ein Zeitraum von mehreren Jahrzehnten abgedeckt, da sich die Reformation nicht überall zur gleichen Zeit etablierte und insbesondere in Hessen eine systematische Visitationstätigkeit bzw. deren Überlieferung erst spät einsetzte. Die Ortsangaben auf den Einzelseiten der Protokolle wurden nach der Gemeinsamen Normdatei (GND) erschlossen, georeferenziert und nach ausgewählten Personen indiziert, sodass eine gezielte Suche nach Orten und Personen vorgenommen werden kann.  Bei der Suche wird in der Regel jeweils die erste Seite, auf der ein Ort genannt wird („Einstiegspunkt“) angesteuert. Diese stellt häufig nur den Anfang einer größeren Anzahl von Seiten dar, die sich auf den Ort beziehen. Über den Viewer lässt sich bequem zu den nächsten Seiten virtuell blättern.

Warum ist mein Ort nicht aufgeführt?

Visitationen folgten den Pfarreibezirken und erfolgten entweder am Pfarrort, manchmal auch unter Einschluss von Filialorten, oder an zentralen Orten, wohin die Personen der zu visitierenden Orte vorgeladen wurden. Grundsätzlich werden also nur solche Orte erfasst, die im 16. Jahrhundert den Mittelpunkt (seltener auch Teilort) einer Pfarrei bildeten. Daneben existieren aber auch Überlieferungsdefizite, sodass „Löcher“ auf der Karte verbleiben. 

Bei speziellen Fragestellungen lohnt sich ein Besuch bei dem jeweils zuständigen Archiv.

 


[1] Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte. In: Archiv für Reformationsgeschichte 72, 1981, S. 299-315.